Der elektrische Einstieg: Wie sich der Mercedes EQA trotz Verbrenner-Genen behauptet

Wer bei Mercedes elektrisch fahren will, muss nicht mehr zwangsläufig sechsstellige Summen für einen EQS ausgeben. Der EQA markiert den Einstieg in die EQ-Familie und ist strategisch eines der wichtigsten Autos für den Konzern. Er soll die loyale A- und GLA-Klasse-Kundschaft ins elektrische Zeitalter hinüberretten. Doch der EQA ist ein Kind des Übergangs: Er basiert nicht auf einer reinen Elektro-Plattform, sondern teilt sich die Technik mit dem verbrennungsmotorischen GLA. Ein Kompromiss, der Vor- und Nachteile mit sich bringt.

Das Konzept: „Conversion Design“ statt Revolution

Anders als Hyundai (Ioniq 5) oder Tesla, die ihre Autos um die Batterie herum bauen, hat Mercedes beim EQA den GLA genommen und elektrifiziert.

  • Der Vorteil: Der Wagen wirkt sofort vertraut. Wer einen modernen Mercedes bedienen kann, fühlt sich hier blind zu Hause. Die Verarbeitung ist auf typischem Stern-Niveau, die Türen fallen satt ins Schloss, nichts wirkt experimentell.
  • Der Nachteil: Man spürt die fehlende Elektro-Architektur im Platzangebot. Im Fond sitzt man aufgrund des im Unterboden verbauten Akkus mit etwas stärker angewinkelten Beinen, und der Kofferraum ist mit 340 Litern spürbar kleiner als beim Verbrenner-Bruder. Für den Wocheneinkauf reicht es, für den großen Familienurlaub wird es eng.

Das Facelift: Feinschliff für die Reichweite

Mit der jüngsten Modellpflege (2024) hat Mercedes optisch und technisch nachgebessert.

  • Optik: Der „Black Panel“-Grill trägt nun ein Sternen-Muster (Star Pattern), was den Wagen wertiger erscheinen lässt.
  • Effizienz: Die Ingenieure haben an der Aerodynamik gefeilt (kleine Spoiler, neue Reifen). Das Ergebnis ist vor allem beim EQA 250+ beeindruckend. Dieses Modell knackt im WLTP-Zyklus die 560-Kilometer-Marke. Realistisch sind im Sommer 400 bis 450 Kilometer drin – ein exzellenter Wert für diese Fahrzeugklasse.

Fahren: Die Ruhe als Luxus

Hier spielt der EQA seine größte Stärke aus. Mercedes hat das Auto extrem gut gedämmt. Der Antrieb ist kaum hörbar, Abrollgeräusche werden wirkungsvoll weggefiltert. Das Fahrwerk ist komfortbetont abgestimmt; der EQA gleitet souveräner über Bodenwellen als viele nervöse Konkurrenten. Er ist keine Sportskanone, sondern eine Sänfte im Kompaktformat – „Electric Art“ eben.

MBUX und Tech: Ganz weit vorne

Im Innenraum dominiert das Widescreen-Cockpit. Das MBUX-System (Mercedes-Benz User Experience) gilt nach wie vor als eines der besten am Markt. Die Sprachsteuerung („Hey Mercedes“) versteht fast alles, und die Augmented-Reality-Navigation, die Abbiegepfeile live ins Kamerabild auf dem Display projiziert, ist eine echte Hilfe im Stadtverkehr. Mit dem Update ist nun auch Plug & Charge möglich: Ladekabel einstecken, der Strom fließt, die Abrechnung läuft automatisch – keine App oder Karte nötig.

Der komfortable Konservative

Der Mercedes EQA ist nicht das innovativste Elektroauto seiner Klasse – diesen Titel beanspruchen andere. Er ist auch nicht das Raumwunder (dafür gibt es den kantigen Bruder EQB). Aber er ist vielleicht das angenehmste Auto für den Alltag. Er bietet Mercedes-Komfort, hohe Sicherheitsstandards und eine vertraute Umgebung. Wer den technologischen „Kulturschock“ eines Tesla vermeiden will und Wert auf Haptik legt, ist hier richtig – muss dafür aber den typischen Mercedes-Preisaufschlag in Kauf nehmen.