Der schöne Unvernünftige: Wie das GLC Coupé (C253) dem Kombi die Show stahl

Stuttgart/Bremen – Als Mercedes 2016 das Tuch vom C253 zog, war die Mission klar: Der Erzrivale BMW hatte mit dem X4 eine Nische geschaffen, die lukrativer nicht sein könnte – weniger Nutzwert für mehr Geld, verpackt in ein sportliches Design. Mercedes zog nach und verwandelte den braven GLC (X253) in ein „Sport Utility Coupé“. Das Modell wurde zum absoluten Verkaufsschlager und gilt heute, nachdem es 2023 vom Nachfolger (C254) abgelöst wurde, als gesuchter Gebrauchtwagen – vor allem aus einem ganz bestimmten Grund: dem Motor.

Design: Form schlägt Funktion

Der C253 ist der Gegenentwurf zum klassischen T-Modell. Ab der B-Säule fällt das Dach elegant, aber gnadenlos ab.

• Die Optik: Mit den breiten Schultern, den schmalen Heckleuchten (die an das S-Klasse Coupé erinnern sollten) und dem „Diamantgrill“ wirkt der Wagen deutlich bulliger und satter auf der Straße als der normale GLC.
• Der Preis der Schönheit: Wer schön sein will, muss leiden. Die Sicht nach hinten gleicht dem Blick durch einen Briefschlitz (die 360-Grad-Kamera ist hier kein Luxus, sondern Notwendigkeit). Das Kofferraumvolumen schrumpfte im Vergleich zum normalen SUV, und die Ladekante liegt unangenehm hoch. Wer Waschmaschinen transportieren will, kauft keinen C253.

Das Facelift (MOPF): Der Tech-Sprung 2019

Für Interessenten ist das Jahr 2019 die wichtigste Wegmarke. Hier erhielt der C253 seine große Modellpflege („MOPF“).

• Vor 2019: Der Wagen nutzte noch das ältere Comand-System mit dem Dreh-Drück-Steller und dem feststehenden „iPad“-Monitor. Solide, aber heute etwas angestaubt.
• Ab 2019: Einzug von MBUX (Mercedes-Benz User Experience). Das bedeutet: „Hey Mercedes“ Sprachsteuerung, Touchscreen, digitale Instrumente und eine deutlich frischere Grafik. Wer das Budget hat, sollte fast immer zum Facelift-Modell greifen.

Fahrverhalten: Der Sportler im Smoking

Technisch basiert der C253 auf der C-Klasse (W205), doch Mercedes hat dem Coupé eine eigenständige Charakteristik verpasst.

• Sportlenkung: Die Lenkung ist direkter übersetzt als im normalen GLC SUV.
• Fahrwerk: Bereits das Serienfahrwerk war straffer abgestimmt. Viele Erstkäufer bestellten jedoch das Air Body Control (Luftfederung). Damit spreizt der Wagen den Spagat zwischen sänftenartigem Komfort und sportlicher Härte extrem weit. Er fährt sich handlicher, als das Gewicht von rund 1,8 bis 2,0 Tonnen vermuten lässt.

Motoren: Das letzte V8-Hurra

Hier liegt der vielleicht wichtigste Punkt für die Historie dieses Modells. Der C253 markiert das Ende einer Ära.

• Die Vernunft: Die meisten C253 laufen als 220d oder 300d (Vierzylinder-Diesel). Diese Motoren sind robust, sparsam und perfekt für die Langstrecke. Auch die Plug-in-Hybride (300e und der seltene Diesel-Hybrid 300de) waren populär.
• Die Legende: Das Topmodell, der AMG GLC 63 S, trug noch den 4,0-Liter-V8-Biturbo unter der Haube. Da der Nachfolger (C254) selbst als AMG nur noch mit einem Vierzylinder-Hybrid kommt, entwickelt sich der „alte“ V8-C253 gerade zum Kultobjekt. Der Sound und die brachiale Gewalt dieses Motors in einem Mittelklasse-SUV sind unwiederbringlich Geschichte.

Der emotionale Allrounder

Das GLC Coupé der Baureihe C253 ist kein Auto für Pragmatiker – dafür gibt es den normalen GLC oder das E-Klasse T-Modell. Es ist ein Auto für Menschen, die das hohe Sitzen eines SUVs schätzen, aber nicht wie ein Förster aussehen wollen. Als Gebrauchter ist er besonders als „MOPF“-Modell (ab 2019) eine moderne, technologisch ausgereifte Wahl. Und wer sich einen der letzten V8 sichert, parkt eine potenzielle Wertanlage in der Garage.