VW
Historischer Schritt: VW schließt erstmals Werk in China

Es ist ein Schritt mit Signalwirkung: Erstmals schließt VW ein Werk in China. Der größte Automarkt der Welt ist für westliche – und insbesondere deutsche – Autobauer seit Jahren ein ausgesprochen ungastlicher Ort.
Das hat es so noch nicht gegeben: VW sperrt einen Standort in China zu. Volkswagen und sein chinesischer Partner SAIC schließen ihr gemeinsames Werk im ostchinesischen Nanjing. Volkswagen China bestätigte dem Spiegel entsprechende Berichte des Handelsblatts von Mitte Juli. Die Produktion in dem Standort steht bereits still, die endgültige Schließung soll im Laufe des zweiten Halbjahres schrittweise erfolgen. Es ist das erste Mal, dass Volkswagen ein großes Werk in China vollständig aufgibt.
Das Werk befindet sich in zentraler Lage der Jiangning Economic and Technological Development Zone und wurde 2008 mit einer Kapazität von 360.000 Fahrzeugen jährlich eröffnet. Produziert wurden dort zuletzt Modelle wie der VW Passat und der Škoda Superb. Aus dem Konzernumfeld heißt es, die städtische Lage habe bauliche Anpassungen und logistische Abläufe erschwert. Eine Umstellung auf Elektromobilität wurde als wirtschaftlich nicht sinnvoll bewertet. Die verbleibende Produktion soll in das nahegelegene Werk in Yizheng verlagert werden. Dort soll unter anderem der Passat weiterhin in hoher Stückzahl gefertigt werden. Nach SPIEGEL-Informationen bemüht sich die Stadtregierung von Nanjing, einen neuen Betreiber für das Werk zu finden.
VW in China unter Druck
Der Rückzug aus Nanjing spiegelt den tiefgreifenden Wandel auf dem chinesischen Automarkt wider. Volkswagen steht zunehmend unter Druck durch einheimische Hersteller wie BYD und Nio, die insbesondere im Bereich Elektromobilität die Marktführung übernehmen. Der Markt ist derzeit überhitzt – rund hundert Automarken produzieren deutlich mehr Fahrzeuge, als tatsächlich verkauft werden. Dies hat einen intensiven Preiskampf ausgelöst, unter dem auch Volkswagen leidet.
Zuvor hatte sich der Konzern lediglich aus kleineren Produktionsstätten zurückgezogen, etwa im November 2024 aus seinem Werk in der umstrittenen Region Xinjiang. Dieser Schritt erfolgte nach anhaltendem Druck von Politik, Investoren und Menschenrechtsorganisationen.
Deutsche Autobauer fahren in die Krise
Bereits vor Monaten hatte VW China angekündigt, das Produktionsnetzwerk in der Volksrepublik „weiter zu optimieren“. In bestimmten Fällen würden wirtschaftliche Alternativen geprüft, wie es damals hieß. Die Entscheidung zur Schließung des Werks in Nanjing ist nun ein deutliches Zeichen für den Anpassungsdruck, unter dem der Konzern im größten Automarkt der Welt steht.
Doch auch weltweit muss der Konzern sparen: Erst jüngst hatte VW deprimierende Halbjahreszahlen vorgelegt. Damit steht man jedoch nicht allein: Auch bei Mercedes lief das erste Halbjahr schlecht, Audi musste drastische Gewinneinbrüche hinnehmen und ganz duster sieht es bei Porsche aus. Der Spardruck auf die deutschen Traditionsunternehmen wächst unerbittlich.