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VW fehlen Chips: Golf-Produktion könnte stoppen

Bei Volkswagen drohen wegen Lieferengpässen beim Chiphersteller Nexperia mögliche Produktionsstopps. Die Bundesregierung zeigt sich besorgt und steht in Kontakt mit der chinesischen Regierung, um eine Lösung zu finden. Ersatzteile könnten kurzfristig jedoch keine Entlastung bringen.
Ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums bestätigte in Berlin, dass die Lage ernst genommen werde. Man stehe in engem Austausch mit allen Beteiligten – einschließlich der chinesischen Regierung – und arbeite an einer Lösung.
Chipkonflikt mit China führt zu Problemen bei VW
Hintergrund sind Lieferprobleme beim niederländischen Halbleiterhersteller Nexperia, nachdem die niederländische Regierung die Kontrolle über das Unternehmen übernommen hatte, das bislang mehrheitlich einer chinesischen Muttergesellschaft gehörte. China reagierte darauf mit einem Exportstopp für Nexperia-Produkte, darunter wichtige Komponenten für die Automobilindustrie. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) warnte bereits vor Produktionsausfällen bei mehreren Herstellern.
Auch bei Volkswagen wird die Situation aufmerksam beobachtet. „Derzeit ist die Produktion unbeeinträchtigt. Aufgrund der dynamischen Lage können Auswirkungen auf die Fertigung kurzfristig jedoch nicht ausgeschlossen werden“, heißt es in einem internen Schreiben des Konzerns.
Golf-Produktion könnte ausgebremst werden
Laut einem Bericht der „Bild“-Zeitung steht Volkswagen bereits mit der Bundesagentur für Arbeit in Kontakt, um mögliche Kurzarbeit für Zehntausende Beschäftigte vorzubereiten. Offiziell wollte sich der Konzern dazu nicht äußern. In einer internen Mitteilung hieß es lediglich, man stehe im engen Austausch mit allen relevanten Partnern, um Risiken frühzeitig zu erkennen und bei Bedarf geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Nach Angaben der Zeitung soll die Produktion des Golf in Wolfsburg ab Mitte kommender Woche ausgesetzt werden, weitere Modelle könnten folgen.
Unternehmen der Elektro- und Digitalindustrie suchen derweil nach Alternativen. Es gebe zwar erste positive Signale, sagte Wolfgang Weber, Vorsitzender der ZVEI-Geschäftsführung, doch bleibe die Situation angespannt. „Ersatzbauteile müssen qualifiziert werden, das dauert. Eine schnelle Entwarnung ist daher nicht möglich.“ Eine politische Lösung sei dringend nötig, so Weber.
Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer sieht die Verantwortung für die Eskalation auch in geopolitischen Spannungen. „Europa hat sich im Chip-Streit um Nexperia von den USA in die Irre führen lassen“, sagte er gegenüber ntv.de. Bei den betroffenen Chips handle es sich um einfache Standardkomponenten, nicht um Hochtechnologie. „Das Eingreifen der niederländischen Regierung auf möglichen Druck der USA ist daher höchst befremdlich – die Leidtragende ist nun die europäische Industrie.“
Auch hat VW mit schwacher Nachfrage zu kämpfen: Die Produktion von Nutzfahrzeugen in Hannover könnte daher zeitweise gestoppt werden.
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