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Unruhe wächst

„Gehaltsfreeze“ bei VW: Konzern verordnet Nullrunde für 2026

VW-Werk in Wolfsburg, Schornsteine, Backstein
VW-Werk in Wolfsburg, Quelle: Akhil Simha, Unsplash

Mitten in der tiefsten Krise seit Jahrzehnten greift Volkswagen zu einer drastischen Maßnahme, die in der Belegschaft für erhebliche Turbulenzen sorgt. Der Wolfsburger Autobauer hat für das Jahr 2026 einen kompletten „Gehaltsfreeze“ angekündigt. Das bedeutet: Für die Tarifbeschäftigten der Kernmarke VW wird es im übernächsten Jahr weder Gehaltserhöhungen noch Beförderungen in höhere Entgeltgruppen geben.

Eine „technische Pause“ mit finanziellem Hintergrund

Wie aus Konzernkreisen zu hören ist, begründet das Management diesen Schritt offiziell mit einer notwendigen Systemumstellung. Das historisch gewachsene und mittlerweile als bürokratisches Monstrum geltende Entgeltsystem von Volkswagen – bestehend aus 167 Tätigkeitsbeschreibungen und rund 6.000 verschiedenen Varianten – soll radikal vereinfacht werden. Um diese Reform, die ab dem 1. Januar 2027 greifen soll, sauber umzusetzen, sei eine „technische Pause“ im Jahr 2026 unumgänglich, so die Argumentation der Führungsetage.

Doch an der Basis in Wolfsburg zweifelt man daran, dass es sich hierbei nur um einen administrativen Vorgang handelt. Die Stimmung auf den jüngsten Betriebsversammlungen wird als extrem angespannt beschrieben. Viele Beschäftigte sehen in dem Einfrieren der Gehälter den Beginn eines dauerhaften Lohndrucks. Tatsächlich ist die Maßnahme eng mit dem laufenden Sparprogramm verknüpft: Volkswagen und die IG Metall haben sich bereits darauf verständigt, das Gesamtvolumen der Tariflöhne langfristig um sechs Prozent zu senken.

De-facto-Einstellungsstopp und Sparzwang

Die Botschaft ist klar: Der Gürtel wird enger geschnallt. Während für die bestehende Stammbelegschaft keine direkten Lohnkürzungen vorgesehen sind, trifft der Sparkurs vor allem die Zukunft. Neueinstellungen sollen nur noch zu deutlich ungünstigeren Konditionen erfolgen, zudem gilt faktisch ein Einstellungsstopp. Die Einsparungen sollen primär über die natürliche Fluktuation und den Verzicht auf Nachbesetzungen realisiert werden.

Der finanzielle Druck auf den Konzern ist immens. Die operative Umsatzrendite der Kernmarke dümpelt bei gefährlichen 2,3 Prozent – weit entfernt vom selbstgesteckten Ziel von 6,5 Prozent, das als notwendig erachtet wird, um künftige Investitionen in die E-Mobilität aus eigener Kraft zu stemmen.

Auch das Management blutet – ein wenig

Um den Vorwurf der Ungleichbehandlung zu entkräften, verweist der Konzern darauf, dass auch die Führungskräfte ihren Beitrag leisten müssen. Zwar sind deren Grundgehälter nicht von dem formellen „Freeze“ betroffen, doch spüren auch die rund 4.000 Manager die Krise im Geldbeutel. Durch Kürzungen bei den Boni und variablen Vergütungen müssen sie mit Einbußen von rund acht Prozent ihres Jahreseinkommens rechnen. Auch der Vorstand verzichtet für die Jahre 2025 und 2026 auf einen Teil seiner Barvergütung.

Ob diese symbolische Solidarität ausreicht, um die Wogen in den Werkshallen zu glätten, bleibt fraglich. Für die VW-Mitarbeiter, die über Jahrzehnte an stetige Zuwächse gewöhnt waren, markiert das Jahr 2026 eine historische Zäsur: Stillstand auf dem Gehaltskonto.

Mit Agenturen


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