Automarkt
Massenentlassungen drohen: Autostandort Deutschland vor schweren Zeiten

Mit dem Autoland Deutschland geht es abwärts, diesen Eindruck vermitteln nicht nur die Bilanzen und Aktienkurse der Autobauer, auch die Branche selbst müht sich nach Kräften, den Abgesang auf den Standort möglichst eindringlich zu gestalten. Dabei greift man gerne zum Schreckgespenst aller Politiker: Den Massenentlassungen in der Automobilindustrie.
Der deutschen Automobilindustrie droht auch im Jahr 2026 ein weiterer signifikanter Stellenabbau. Nachdem bereits im laufenden Jahr rund 50.000 Arbeitsplätze weggefallen sind, ist aus heutiger Sicht nicht mit einer Entspannung zu rechnen. Nach Einschätzung von Dietmar Gerke, Senior Manager Special Risk Management beim Kreditversicherer Atradius, wird sich der Beschäftigungsabbau in vergleichbarer Größenordnung fortsetzen. Die Transformation der Branche verlaufe kostenintensiv und belastend, während ein nachhaltiger Aufwärtstrend derzeit nicht erkennbar sei, trotz milliardenschwerer Investitionen der Hersteller in Elektromobilität und Software.
Die strukturelle Notwendigkeit dieses Prozesses wird durch die Produktionszahlen untermauert. Im Jahr 2011 wurden in Deutschland noch 5,9 Millionen Fahrzeuge gefertigt. Bis November 2025 sank das Produktionsvolumen auf 3,9 Millionen Einheiten. Für das Gesamtjahr 2024 lag die Inlandsproduktion bei 4,1 Millionen Fahrzeugen und damit um 1,8 Millionen unter dem Niveau von 2011. Parallel dazu blieb die Zahl der Beschäftigten nahezu konstant. Mitte 2011 waren rund 718.000 Menschen in der Branche tätig, im September 2025 lag der Wert mit 721.400 Beschäftigten auf vergleichbarem Niveau. Nach Rückgängen in den Jahren 2024 und 2025 erwartet Atradius für 2026 einen weiteren Produktionsrückgang von 2,7 Prozent. Dieser Trend verdeutliche, wie Handelsrisiken und politische Unsicherheiten den größten Automobilmarkt Europas nachhaltig verändern, heißt es in der Einschätzung weiter. Die Branche steht gleichzeitig unter Druck durch schwache Nachfrage, sinkende Margen, Zölle sowie den Übergang vom Verbrennungsmotor zur Elektromobilität.
Zulieferindustrie droht ein Job-Massaker
Besonders stark betroffen sind die Zulieferer. Im ersten Halbjahr 2025 verzeichnete dieses Segment 29 größere Insolvenzen. Die Lage bleibt angespannt, die Zahlungsausfälle haben das Niveau des Vorjahres erreicht. Banken agieren zunehmend zurückhaltend bei der Kreditvergabe, was Refinanzierungen und Kreditverlängerungen erschwert und die Liquidität vieler Unternehmen belastet. Vor allem kleinere Tier-3- und Tier-4-Zulieferer geraten unter Druck, da ihnen finanzielle Reserven fehlen und der zunehmende Wettbewerb zu spürbaren Umsatzrückgängen führt. Hinzu kommt, dass viele Unternehmen weiterhin stark auf Komponenten für Verbrennungsmotoren ausgerichtet sind und erhebliche Investitionen stemmen müssen, um ihre Geschäftsmodelle zukunftsfähig umzubauen.
Zollkonflikte als weiterer Stressfaktor für den Autostandort Deutschland
Zusätzliche Belastungen entstehen durch die US-Zollpolitik. Deutsche Hersteller exportierten im Jahr 2024 Fahrzeuge im Wert von 33 Milliarden US-Dollar in die USA und sind damit besonders anfällig für die 15-prozentigen Zölle auf EU-Autoexporte. Da die Vereinigten Staaten zu den wichtigsten Absatzmärkten zählen, drohen deutliche Einbußen bei Volumen und Marge. Eine Umlenkung der Exporte in andere Regionen kann diese Verluste nur teilweise kompensieren. Unterschiede in Nachfrage, Konsumpräferenzen, regulatorischen Rahmenbedingungen sowie der wachsende Wettbewerb durch Anbieter aus China und Südkorea erschweren eine kurzfristige Substitution.
Um ihre Marktposition in den USA zu sichern, planen mehrere deutsche OEMs den Aufbau zusätzlicher Produktionskapazitäten vor Ort. In der Folge werden auch Zulieferer gezwungen sein, diesem Schritt zu folgen. Für viele kleinere Unternehmen ist eine solche Internationalisierung jedoch finanziell nicht darstellbar. In der Konsequenz drohen Kapazitätsabbauten in Deutschland, teilweise mit irreversiblen Effekten.
Aus Sicht von Atradius ist eine klare politische Weichenstellung entscheidend, um der Branche mehr Planungs- und Handlungssicherheit zu geben, insbesondere im Hinblick auf die Transformation zur Elektromobilität. Die technologische Basis sowie Innovationskraft seien vorhanden, jedoch bestehen weiterhin zentrale offene Fragen, etwa zur Batteriefertigung in Deutschland und zur langfristigen Sicherung der benötigten Rohstoffe.
Zudem bedarf es Klarheit über den zeitlichen Rahmen für den Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor. Für die Hersteller ist entscheidend, wie lange noch in bestehende Technologien investiert werden muss und ab wann eine vollständige Fokussierung auf Elektromobilität sinnvoll ist. Das geplante Verbrenner-Aus ab 2035 in der EU, auch bei möglichen Anpassungen, beeinflusst maßgeblich die strategische Ausrichtung der Unternehmen. Eine Verschiebung würde aus dieser Perspektive lediglich bestehende Probleme verzögern, anstatt sie zu lösen. Planungssicherheit ist daher ein zentraler Erfolgsfaktor.
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