VW
Fachkreise besorgt: Arbeitnehmervertreter könnten wichtige Sparschritte bei VW verhindern
VW steckt tief in der Krise und die Führung plant drastische Sparmaßnahmen. Vor allem die Eigentümerfamilien bringen auch auch Werkschließungen ins Gespräch. IG Metall und Betriebsrat lehnen dies jedoch kategorisch ab. Kurz vor Weihnachten scheint es, als könnten sich die Arbeitnehmervertreter damit durchsetzen. Branchenbeobachter sehen diese Möglichkeit mit Sorge.
In den laufenden Tarifverhandlungen bei Volkswagen zeichnet sich eine Lösung ab, die ohne Werksschließungen auskommen könnte. Nach Informationen der Finanznachrichtenagentur Bloomberg sei das Management bereit, auf Fabrikschließungen und Entlassungen zu verzichten, wenn die Arbeitnehmerseite auf Bonuszahlungen verzichtet. Dies berichten Insider aus den Verhandlungsrunden. Die Eignerfamilien Porsche und Piëch hatten zuvor auf Schließungen gedrängt, um den Autobauer langfristig wettbewerbsfähiger zu machen.
Kompromiss ohne Werksschließungen?
Laut dem Bericht könnte die Golf-Produktion von Wolfsburg nach Mexiko verlagert werden. Auch das Ende der Elektroautoproduktion in Zwickau steht zur Debatte. Dort werden neben Volkswagen-Modellen auch Fahrzeuge der Marken Audi und Cupra sowie Luxuskarosserien gefertigt.
Die Verhandlungen, die bereits zwei Nachtsitzungen umfassen, sollen möglichst vor Weihnachten abgeschlossen werden, um Klarheit für die Beschäftigten zu schaffen. Die IG Metall und der Betriebsrat drängen auf eine rasche Einigung, da andernfalls ab Januar Streiks drohen. Für VW würde ein Schattentarifvertrag ohne Einigung zusätzlich hohe Kosten verursachen.
Politik ebenfalls gegen Werksschließungen
Werksschließungen sind für die Arbeitnehmervertretung eine rote Linie. Unterstützt werden sie von der niedersächsischen Landesregierung, einem bedeutenden Anteilseigner von VW, und sogar von Bundeskanzler Olaf Scholz. Inmitten des Bundestagswahlkampfs hat die SPD klargemacht, dass sie sich mit aller Kraft gegen den Verlust von Arbeitsplätzen stemmen wird.
Experten sehen Reformbedarf
Branchenexperten kritisieren jedoch, dass Zugeständnisse an die Arbeitnehmerseite eine dringend nötige Restrukturierung verhindern könnten. Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management schätzt, dass in Deutschland etwa ein Drittel der Produktionskapazitäten überflüssig ist. Während Werke in Tschechien, der Slowakei und Spanien gut ausgelastet sind, kämpfen deutsche Standorte mit hohen Kosten und ineffizienter Auslastung. Eine langfristige Wettbewerbsfähigkeit könne nur durch eine Auslastung von mindestens 80 Prozent erreicht werden.
Die nächsten Tage werden entscheidend sein, um zu klären, ob ein Kompromiss gefunden wird, der die Interessen von Management und Arbeitnehmern gleichermaßen berücksichtigt.